Reisebericht April 2018

Jambo,

vom 16.-19.4.2018 waren John Mwanza und ich in Kenia und haben die Schule in Kamulu besucht.

Es war eine sehr fruchtbare Reise! Dank nochmal an John, der Alles unglaublich gut in kürzester Zeit geplant hat, so dass alles erfolgreich verlief.

Flug Montagabend, Rückflug Donnerstag früh, jeweils 20 Stunden Reise. Die Bilder mit der durch liegengebliebene Autos und Busse blockierten Straße nach Kamulu kannten wir von John. Uns empfing unverändert schon nach der Landung die heftigste Regenzeit seit Jahrzehnten, eigentlich ein Segen für das trockene Hochland, auf dem Kamulu liegt (ca. 1100 m), aber für Mensch und Verkehr eine extreme Herausforderung, weil das Wasser einfach kaum in die trockenen, harten Böden versickern kann und so z.T. reißende Ströme aus den Straßen macht, diese und Brücken unterspült und für Fahrzeuge unpassierbar werden lässt. Schon die Fahrt nach Kitui (ca. 300 km von Nairobi) bot dafür schlimme Bilder: ich habe einige abgerutschte Laster im Graben gesehen, weil die Straße sich wie mit Schmierseife präpariert präsentiert  wenn es regnet, obwohl diese zumindest asphaltiert ist (wenn auch schlecht).

John schickte als wir am frühen Nachmittag Dienstag in Kitui ankamen unseren Fahrer Simon als Scout auf die Piste nach Kamulu und dieser kam zurück und berichtete, die Straße sei weiterhin unpassierbar. Trotz Johns nur zurecht geäußerter Bedenken bzgl. der nach wie vor sehr schwierigen politischen Situation im Land und der Verkehrsprobleme wurde ich doch etwas kleinmütig, vielleicht würde der teure Trip doch einfach „ins Wasser fallen“… Der Plan war gewesen, am gleichen Nachmittag, zum ersten Mal nach Kamulu und zurück nach Kitui zu fahren und dann den ganzen Mittwoch dort zu verbringen.

Strasse nach Kamulu von Kitui

Mit Headteacher Philip

Von Termiten angefressene Schulbank

Schülerinnen & Schüler der Johnmercy Vision Academy

Klassenraum mit Schulbänken

Alexander & John vor dem Eingang der Johnmercy Vision Academy

Dann das Wunder: in der Nacht regnete es nicht so viel wie zuvor und auch der Morgen war nur heiter bis wolkig! Also machten wir uns auf den Weg und hatten Glück: die sonst einfach staubige Sandpiste mit den ausgewaschenen Gräben an den Seiten, und leider streckenweise auch mitten auf der Piste, mit den tiefen Schlaglöchern, die nun seit Wochen immer wieder geflutet und glitschig und an den sonst wohl eher Rinnsalen gleichenden „Flüssen“ mit unzureichenden „Brücken“ unterspült und überflutet war, war passierbar! Die liegengebliebenen Fahrzeuge waren an den 3 kritischsten Stellen der 40 km weg. Durchgerüttelt und mit für mich als Europäer vielen angstbesetzten Momenten kamen wir an. Kamulu Center besteht aus 3 Häusern, schräg gegenüber liegt direkt die Schule, direkt an der einzigen Hauptstr, die dieses Gebiet durchzieht.

John hatte mir erzählt, dass gerade eine von 3 Ferienzeiten ist, einige Lehrer und Schüler waren aber da wegen von den Eltern finanzierten Förderunterrichts. Außerdem Johns Eltern. Der Direktor war nicht anwesend, aber der zweite Mann, sowas wie bei uns der „PäKo“, Headteacher Philip, ein sehr kompetenter Mann, der uns führte. John hat viel geleistet, finanziell und mit tausend Ideen, von dem er uns in seiner Bescheidenheit nichts erzählt hat. Z.B. sind trotz fehlenden Stromanschlusss, die Leitungen in den 11 Schulräumen schon unter Putz bereit für den Tag X. Solange gibt es durch 2 Solarpanele wenigstens das schummrige Licht einer nackten Glühbirne an der Decke jeden Raums.

Dann Herausforderungen, von denen wir nichts ahnten: Nur widerlich und eklig sind durch Termiten angefressene Holztüren der Klassenzimmer, die alle weg mussten, John hat bereits 2 durch Metalltüren ersetzen lassen, aber im Büro des Direktors ist einfach mal durch den Stein-gefliessten Boden die Wand hoch ein kleiner Termitenhügel gebaut worden… Richtig unerträglich war aber zu erleben, wie durch Termiten angefressene Schulbänke aus Holz aussehen: Beine angefressen und die Tischplatten an den Rändern ausgefräst mit schwarzen Termitenbauten darauf. Wenn wir die Bänke anhoben und auf den Boden krachen ließen, brachen die Bauten teilweise ab und die beigefarbenen kleinen Sechsbeiner krabbelten aufgeregt überall herum. So können Kinder nicht ungestört lernen, die Idee ist, vor Ort Metalltische mit Holzplatten bauen zu lassen. Die Kids haben mich schwer beeindruckt: eine für uns Europäer ungewohnte Disziplin habe ich erlebt: auf „good morning“ erhoben sich die Klassen und grüßten förmlich aber in keiner Weise eingeschüchtert zurück; Das Thema „Schule schwänzen“ gibt es an „Johnmercy Vision Primary School“ nicht. In der diesjährigen Abschlussklasse (also der 8.) hielt John eine kleine Ansprache, herzlich, mit unterstützendem Stolz auf die hervorragenden Leistungen des ersten Abgangsjahrgangs Ende letzten Jahres und gleichzeitig drückte er mit einfühlsamen Worten seine Erwartung aus, dass es nun an ihnen sei, die Leistungen noch zu übertreffen. Lieber John, Du wärst auch ein hervorragender Pädagoge!!!

Dann sollte auch ich ein paar Worte an die Klasse richten. In jeder Klasse wurde ich aus großen Augen angesehen, etwas verschüchtert hatte ich den Eindruck (jedes Mal brandete ein sympathisches, wie befreites Lachen erst auf, sowie wir die Klasse verlassen hatten) – ich hoffe ich habe die richtigen, vorsichtigen Worte gefunden, so in der Art, wie stolz wir auf die Erfolge der Schüler und die Leistungen der Lehrer dieser Schule in Deutschland seien.

Für die nächsten Reisen bedarf es weiterhin kluger Vorbereitung. Wir sind uns alle einig, dass wir dort nicht als europäische „Gönner“ auftreten wollen. Die Kenianer scheinen mir ein selbstbewusstes, stolzes Volk zu sein (eigentlich natürlich mehrere Völker). Es soll eine kenianische Schule sein – und den trägen, sicher auch zumindest teilweise korrupten Entscheidungsträgern, denen macht John schon ordentlich Feuer unter dem Hintern (in seiner charismatischen, charmanten Art) wollen wir ein Erfolgsmodell zur Übernahme anbieten – das geht!

Den ganzen Tag haben wir immer skeptisch den Himmel angesehen. Als die Wolken immer schwärzer werdend herannahten bat ich, doch lieber bald abzufahren, ich wollte den Rückflug in der Nacht auf keinen Fall verpassen und vor allem nicht in einem der Gräben oder in einem Bus landen.

Wir brachen nachts um 2 von Kitui auf und waren nach 4 Stunden am Flughafen. Respekt vor unserem Fahrer: auch die Nationalstraße nach Nairobi ist unbeleuchtet und ohne Reflektoren an den Rändern, meist gibt es auch keine Fahrbahnmarkierungen. In schwärzester Nacht auf so einer Straße den Schlaglöchern auszuweichen und ohne Unfall anzukommen ist eine besondere Leistung.
Fazit meines Kurzberichts: wir haben viel zu tun! Und es lohnt sich so sehr!